Herz schlägt für Hauptschule
Schömberg. Sein Herz schlägt für die
Hauptschule. »Keiner darf abgeschrieben werden«, hatte
er sich die ganzen Jahre zum Ziel gesetzt. Von der ersten
Lehrerstelle in Dornstetten über seine Zeit als Konrektor in
Eutingen im Gäu führte ihn sein Beruf nach Schömberg.
1988 übernahm Helmut Sperth die Leitung der
Ludwig-Uhland-Schule. Heute wird der Rektor bei einer Feier im
Kurhaus verabschiedet.
Manchmal kann es Sperth selbst kaum glauben, dass er nun 21
Jahre Schulleiter war. Nach seinem Studium mit dem Schwerpunkt
Naturwissenschaften war er 1970 als junger Lehrer in den
Schuldienst eingetreten und hat diese Entscheidung nie bereut.
»Ich hatte einen tollen beruflichen Weg«, blickt der
64-Jährige zurück. Und auch wenn er zunächst am
Liebsten in Tübingen geblieben wäre, so hat er längst
in Schömberg eine neue Heimat gefunden und die Entwicklung
der Ludwig-Uhland-Schule über zwei Jahrzehnte geprägt.
311 Schüler waren es, als er 1988 die Stelle annahm.
Bereits damals hatte er im Rathaus darauf aufmerksam gemacht, dass
die 13 Klassenzimmer angesichts der geburtenstarken Jahrgänge
nicht ausreichen. Als dann 1989 durch den Mauerfall und die
Einrichtung eines Übergangswohnheims in Schömberg auf
einen Schlag 200 Kinder dazukamen, platzte die Schule aus allen
Nähten. Vier Jahre später war der Neubau mit zwölf
Klassenzimmern und vier Fachräumen fertiggestellt. Zu
Spitzenzeiten besuchten 621 Jungen und Mädchen die Schule.
»Seit 1996 ist der Trend gegenläufig«, erklärt
der Rektor, zurzeit sind es noch 440 Schüler.
Kinder und Jugendliche, deren soziale Kompetenz und
Persönlichkeit Helmut Sperth zusammen mit dem Lehrerkollegium
fördern möchte, nicht zuletzt durch das musikalische
Profil. »Wir sind wohl die einzige Schule, in der jedes Kind
ab der ersten Klasse ein Streichinstrument lernt«, betont
er. Zudem gibt es schon die dritte Bläserklasse an der
Hauptschule.
Einen weiteren Schwerpunkt setzt Sperth auf die enge
Zusammenarbeit mit den heimischen Betrieben. Unter dem Motto
»Partnerschaft vor Ort« bieten sie nicht nur
Praktikumsplätze an, sondern melden freie Lehrstellen auch
direkt in der Schule. Ein Konzept, das aufzugehen scheint. »Es
sind nur wenige, die in eine schulische Warteschleife müssen«,
freut sich Sperth, dass die meisten »seiner«
Neuntklässler entweder direkt ins Berufsleben starten können
oder sich für einen höheren Schulabschluss entschieden
haben.
Einer seiner Wünsche ist es, dass es bald auch in
Schömberg möglich ist, die zehnte Klasse zu besuchen.
Schon länger rührt er die Werbetrommel für
Schömberg als Standort einer Werkrealschule auf der
Enz-Nagold-Platte. Froh ist er, dass sein Nachfolger, der
bisherige Konrektor Markus Oppermann, sich ebenso dafür stark
macht wie für seine zweite große Hoffnung, nämlich
die Einrichtung einer Ganztagesschule. »Wir haben die Schule
immer als Team geleitet. So wird er die Entwicklung engagiert
weiterführen, aber seine eigenen Akzente setzen«, ist
sich Sperth sicher und froh, dass die Nachfolge geklärt ist.
Bis 31. Juli ist er noch in der Schule, erledigt die letzten
Dinge und räumt auf. Wie jeden neuen Lebensabschnitt bisher
möchte er auch den Ruhestand voller Neugier angehen. »Ich
werde sicherlich einiges genießen, das bisher zu kurz
gekommen ist«, erklärt er, nennt beispielsweise Kino-,
Theater- und Konzertbesuche. Auch auf die Arbeit im Garten freut
er sich, die er nun ohne Zeitdruck in Angriff nehmen kann. Und
natürlich ist da noch sein Engagement im SPD-Ortsverein und
als Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, dem er seit 1994
angehört. So kann er sich weiterhin für die Belange der
Schüler und Lehrer einsetzen. Ihre Entwicklung verfolgt er
auf jeden Fall aufmerksam weiter. Bei Festen oder Veranstaltungen
der Ludwig-Uhland-Schule sei er sicherlich immer wieder
anzutreffen.
Aber nicht mehr zur ersten Stunde: Er freut sich schon, wenn er
sich im September beim Läuten der Schulglocken noch einmal im
Bett umdrehen kann, verrät Sperth mit einem Schmunzeln.
Von Martina Zieglwalner
23.07.2009 - aktualisiert am 23.07.2009 19:57
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